Historische Stätte
Evangelische Kirche Jeckenbach
Die ursprünglich dem heiligen Jakobus geweihte Kapelle in Jeckenbach läßt sich anhand des Turms der romanischen Bauperiode zuweisen.
Beschreibung
Die ursprünglich dem heiligen Jakobus geweihte Kapelle in Jeckenbach läßt sich anhand des Turms der romanischen Bauperiode zuweisen. Sie existierte bereits, als Graf Georg I. von Veldenz Kirche und Pfarrei Meisenheim, zu der Jeckenbach seit alters her gehörte, 1321 den Johannitern übertrug. Davor hatten im Dorf Mönche vom Disibodenberg für die seelsorgerische Betreuung gesorgt. Mitte des 15.Jhd. hatte das Gotteshaus fast den Status einer Pfarrkirche erhalten, da hier von Ordenskaplänen an Sonn- und verschiedenen Feiertagen die Messe gehalten wurde und auf dem Friedhof Begräbnisse stattfanden. Die Johanniter waren jedoch Ende desselben Jhd. von ihren seelsorgerischen Pflichten zunehmend überfordert und ließen sich daher in Jeckenbach durch Weltpriester vertreten. Nach Einführung der Reformation und Aufhebung der Johanniter-Kommende in Meisenheim wurde der Herzog von Pfalz-Zweibrücken für die Regelung der kirchlichen Seelsorge zuständig, wozu 1567 die Kirchenschaffnei Meisenheim gegründet wurde.
Die Eigentumsverhältnisse am Dorf waren sehr verworren.
Es war von 1382 bis 1560 als wild-und rheingräfliches Lehen im Besitz vieler Adliger, bis um 1560 der Herzog von Pfalz-Zweibrücken die Anteile der verschiedenen Besitzer durch Kauf an sich brachte. Nach 1588 schloss sich die Gemeinde Jeckenbach dem reformierten Glauben an und wurde 1596 nach Hundsbach eingepfarrt. Auch in Jeckenbach mußte die Kapelle aufgrund des Edikts des katholischen Herzogs Gustav Samuel Leopold vom 14.Sept. 1719 den Katholiken für Kasualfälle (Taufe, Trauung, Beerdigung) zur Verfügung gestellt werden, doch dürfte dies in der Praxis schon wegen deren geringen Zahl keine große Rolle gespielt haben; im Jahr 1757 etwa gab es überhaupt keine Katholiken in Jeckenbach (über 95% der Bewohner waren reformiert, der Rest lutherisch).
Die wenigen Lutheraner vereinigten sich 1836 mit den Reformierten in der endlich durchgeführten Kirchenunion des hessisch-homburgischen Oberamtes Meisenheim. Ab 1839 wurde Jeckenbach durch den Konrektor der Lateinschule in Meisenheim seelsorgerisch betreut, kehrte aber 1863 nach Hundsbach zurück. 1959 wurde Jeckenbach Pfarrort, und 1972 vereinigten sich Breitenheim, Desloch und Jeckenbach zur Evangelischen Kirchengemeinde Jeckenbach, die 1979 von der Kirchenschaffnei Meisenheim auch die dazugehörigen Gotteshäuser übernahm. Die Ansicht des Dorfes wird durch die Kirche, die in reizvoller erhöhter Lage inmitten eines Friedhofes liegt, geprägt. Sie besteht aus dem Turm und dem sich südlich anschließenden Kirchenschiff.
Der Turm stammt noch aus dem 12 Jhd., wurde freilich 1767 beim Neubau des Kirchenschiffes erhöht. Auf der ehemaligen Glockenstube sitzt ein viereckiger Aufsatz, der eine achteckige Laterne mit abgestumpfter Pyramide trägt. Ursprünglich läuteten Glocken vom Kloster Disibodenberg vom Kirchturm; die heutigen drei Glocken wurden 1923 in Bockenem im Harz gegossen.
Auf Kosten der Kirchenschaffnei Meisenheim wurde 1767 das Schiff der reformierten Kirche durch ein wesentlich größeres ersetzt. Die Pläne dazu stammten von dem aus Meisenheim gebürtigen pfalz-zweibrückischen Landbaudirektor Philipp Heinrich Hellermann (1728-1806). Es handelt sich um einen einfachen Saal mit drei Fensterachsen und drei rundbogigen Fenstern.
Das Innere zeigt eine echt evangelische Anlage. Altar und Kanzel sind dem Eingang gegenüber übereinander angeordnet, während sich an den beiden Schmalseiten je eine Empore befindet. Auf der nördlichen befindet sich die 1849 von den berühmten Gebrüdern Stumm aus Rhaunen-Sulzbach eingebaute Orgel, die im klassizistischen Stil mit Barockerinnerungen gehalten ist. Sie ist einmanualig und hat 17 Register. Der Innenraum der Barockkirche besitzt einen seltenen Wert. Bis heute sind die marmorierten Felder der Brüstung von späteren Übermalungen verschont geblieben. Bei den Renovierungen der 60er Jahre wurde darauf geachtet, das Schnitzwerk der Bänke wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Kanzel, Empore und Gestühl sind nach Meinung des Kunsthistorikers Dr. Meinhold Lurz dem berühmten Künstler und Schreiner Georg Philipp Schmidt (1740-1816) aus der Meisenheimer Schmidt-Werkstatt zuzuordnen.
Ein Besuch lohnt sich also allemal!